08
Oktober
2013
|
10:11
Europe/Amsterdam

200 Tage E-Mobilität im Praxis-Check

Testfamilie des Velux LichtAktiv Hauses berichtet über ihre Erfahrungen mit einem Elektrofahrzeug

 

CO2-neutrales Wohnen und abgasfreie Elektro-Autos sind Trends der Zukunft. Die Oldendorfs erleben diese Zukunft bereits heute. Die vierköpfige Familie ist Teil eines auf zwei Jahre angelegten, wissenschaftlich begleiteten Experiments und testet seit Dezember 2011 das Wohnen der Zukunft im LichtAktiv Haus. Das von der Firma Velux im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg zum Null-Energiehaus umgebaute typische Siedlerhaus aus den 1950er Jahren erzeugt die benötigte Energie vollständig durch erneuerbare Energien und zeigt damit, dass sich CO2-neutrales Wohnen auch im Bestand verwirklichen lässt. Zugleich versorgt eine anspruchsvolle Tageslichtarchitektur das Gebäude mit viel Licht und frischer Luft. Für die aus über 40 Bewerbern ausgewählte Testfamilie bedeutet das nicht nur vernachlässigbar geringe Betriebskosten durch die Nutzung von regenerativen Energien, sondern vor allem höhere Lebensqualität in Form von frischer, gesunder Raumluft, einem hohen Anteil an Tageslicht und einem ganzjährig angenehmen Raumklima.

 

Zugleich ist das Velux LichtAktiv Haus ein offizielles Projekt der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“, in dessen Rahmen der Gebäudestandard „Effizienzhaus Plus“ als Beitrag für die Energiewende erarbeitet wurde. Mit diesem Forschungs- und Modellvorhaben fördert das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) die Entwicklung und Markteinführung neuer, innovativer Gebäude, die nicht nur mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen, sondern zudem Überschüsse etwa für die elektromobile Nutzung zur Verfügung stellen können. Aus diesem Grund steht seit dem Frühjahr dieses Jahres ein von Peugeot Deutschland zur Verfügung gestelltes Elektroauto im Carport des modernisierten Siedlerhauses und ergänzt das Konzept des klimaneutralen Wohnens. „Die Idee, dem LichtAktiv Haus Experiment von Velux ein Elektroauto zur Seite zu stellen, um zu zeigen, wie eng Elektromobilität mit dem Wohnen der Zukunft verknüpft ist, hatten alle Beteiligten von Beginn an“, erklärt Prof. Manfred Hegger von der Technischen Universität Darmstadt, dessen Studenten am Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen den kreativen Input und den Entwurf für das deutsche Model Home Projekt im Rahmen eines geschlossenen Wettbewerbs lieferten. „Deshalb freut es uns sehr, dass dies nun Realität geworden ist und unsere Testfamilie nicht nur das Haus, sondern auch ein elektrisches Auto im Alltag testen kann. Die Idee, solare Energie nicht nur als Tageslicht, für Strom und Heizung, sondern auch zum ‚Auftanken‘ zuhause zu nutzen, sollte in Zukunft selbstverständlich sein.“

 

Der Peugeot i0n bietet Platz für vier Personen und hat bei voll aufgeladenem Akku eine Reichweite von gut 120 Kilometern. „Für unsere Alltagsfahrten, die sich im Schnitt um die 60 Kilometer pro Tag bewegen, reicht das vollkommen aus. Über Nacht kommt der kleine Stromer an die Haussteckdose und ist am nächsten Morgen wieder voll aufgeladen“, beschreibt Christian Oldendorf die Erfahrungen mit dem Elektrofahrzeug. „Eng wird es nur im Winter, wenn bei niedrigen Außentemperaturen die Heizung und die Lüftung während der Fahrt gebraucht werden. Dann kann es passieren, dass die Reichweite auf etwa 70 Kilometer sinkt und wir rechnen müssen, ob die Restkilometerleistung noch ausreicht. Normalerweise kommen wir aber mit der Batterieleistung sehr gut aus.“ Der durchschnittliche Verbrauch des i0n lag in den ersten Monaten bei rund 18 kWh pro 100 Kilometer. Legt man die aktuellen Stromkosten zugrunde, ergeben sich daraus theoretische Kosten von 4,95 Euro pro 100 Kilometer.

 

Alle Daten fließen in das Monitoring der beteiligten Universitäten ein und sollen in Verbindung mit weiteren Projekten der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ sowie der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg dazu beitragen, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, inwieweit Null- oder Plusenergiegebäude in Verbindung mit Elektromobilität heute schon bereit für den Schritt vom Pilotprojekt zur breiten Nutzung sind. Für die Oldendorfs ist die Antwort klar: „Den eigenen Strom auf dem Dach zu sammeln, um ihn für den täglichen Bedarf zu nutzen und ihn auch noch quasi in den Tank des eigenen Autos zu füllen - das ist toll und macht Spaß“, erklärt Irina Oldendorf.

 

Und wie fährt sich nun so ein Elektrofahrzeug? „Vor allem leise“, so Christian Oldendorf. „Anstatt eines aufdröhnenden Motors beim Anlassen ertönt nur ein kurzer Piepton und schon kann die Fahrt – oder besser: das lautlose Dahingleiten auf Hamburgs Straßen – beginnen. Und flott ist der Wagen! Da die Motorkraft bei einem Elektroauto schneller auf den Antrieb übertragen wird, als bei einem normalen Benziner, zieht der i0n beim Anfahren erstaunlich schnell an.“ Das Wohnexperiment im LichtAktiv Haus dauert noch bis März 2014. Bis dahin werden die Oldendorfs in ihrem Online-Tagebuch unter www.lichtaktivhaus.de auch weiterhin über ihre Erfahrungen mit dem Elektroauto berichten. „Der Wagen ist der perfekte City-Flitzer. Auch nach einem halben Jahr lieben wir immer noch das lautlose Anfahren, die flotte Beschleunigung und die verwunderten Blicke, die uns bei der tagtäglichen Fahrt in der Stadt begleiten und können uns gar nicht vorstellen, dass wir uns von dem Wagen wieder trennen müssen.“