01
Oktober
2010
|
17:16
Europe/Amsterdam

Erste Ergebnisse des Wohnexperiments im Einfamilienhaus der Zukunft

Familie Simonsen aus Aarhus zieht nach ihrer einjährigen Teilnahme am Experiment „Home for Life“ wieder aus dem Einfamilienhaus der Zukunft aus.

 

Die Simonsens, eine fünfköpfige Familie, haben gerade die letzten Kartons in den Umzugswagen verladen und sich vom Wohnen in der Zukunft verabschiedet. Ein Jahr lang waren sie freiwillig die menschlichen „Versuchskaninchen“ im Home for Life-Experiment und testeten das Leben und Wohnen in einem sogenannten Aktivhaus, das aktiv Energie und Strom spart, ein angenehmes Raumklima bietet und mit attraktivem Wohnraum in schöner Lage verwöhnt. Home for Life ist ein Gemeinschaftsprojekt der VELUX Gruppe und VELFAC, die mit dem Haus neue Erkenntnisse darüber sammeln wollten, wie sich hochwertige Baustoffe, Technik und der Bedürfnisse von Familien in Zukunft zu einer möglichst energieeffizienten und umweltverträglichen Wohnlösung kombinieren lassen.

Home for Life bringt eine Vielzahl neuer Produkte, neuer Technologien und diverse Prototypen erstmals oder in noch nie dagewesenen Kombination zusammen. Dies ist ein entscheidender Aspekt des Experiments und der beiden Hauptziele, die mit ihm verfolgt werden sollen: Nämlich durch den aktiven Praxistest von Theorien neues Wissen zu gewinnen und durch Innovationen neue Erkenntnisse und Erfahrungen zu generieren.

 

Interessante Ergebnisse für die gesamte Baubranche

„Die Erfahrungen aus dem Home for Life-Projekt zeigen ganz klar, dass es bis 2020 möglich sein wird, Aktivhäuser zum gängigen Standard zu machen. Dieses Projekt war ein unschätzbar wertvoller Lernprozess, der uns einmalige Daten und Erkenntnisse über Produkte, Lösungen und Wohnanforderungen lieferte. Wir haben erkannt, dass die Puzzleteile Technik, Baustoffe, Architekturkonzept und Wohnanforderungen äußerst sorgfältig aufeinander abgestimmt werden müssen. Das Haus hat uns gezeigt, wie sensibel es auf Schwankungen und Veränderungen reagiert und wie viele Faktoren bedacht werden wollen, um das beste Ergebnis zu erzielen“, sagt Lone Feifer, strategische Projektleiterin bei VELUX A/S.

Das einjährige Experiment brachte bislang fünf wesentliche Erkenntnisse:

  • Der Energiebedarf kann in Zukunft niedrig gehalten werden, auch wenn er im ersten Betriebsjahr des Hauses über den theoretischen Berechnungen lag: Die Haupterklärung für diesen Umstand ist darin zu suchen, dass die Wohngewohnheiten der Simonsens schlicht von den theoretischen Berechnungsgrundlagen abwichen. So wollten sie beispielsweise die Temperatur in den Wohnräumen um zwei bis drei Grad höher als planmäßig in der Anlage programmiert. Bedingungen, die sich auf das Gebäude und seine technischen Anlagen auswirken, veränderten sich im Laufe des Jahres. Unter anderem zeigte sich, dass die Heizanlage zu eng auf den kalkulierten Verbrauch ausgelegt war und deshalb dem regelmäßigen, zusätzlichen Wärmebedarf nicht nachkommen konnte. Nun soll ergänzend eine auf die Hausgröße zugeschnittene Wärmepumpe installiert werden. Nach Abschluss der Monitoringphase, in der alle Verbrauchsdaten umfassend aufgezeichnet werden, wird sich der Strombedarf der Steuerungsysteme halbieren. Die über Sonnenkollektoren und Solarzellen gewonnenen Energiemengen wurden allen Erwartungen gerecht und übertrafen die ursprünglich berechneten Werte sogar.
  • Der Heizenergiebedarf des Hauses war höher als erwartet: Im ersten Jahr lag er beim Doppelten der ursprünglichen Berechnung. Er wird in Zukunft jedoch zurückgehen, sobald das Steuersystem in den Übergangsmonaten (Frühjahr und Herbst) und im Sommer optimiert wurde.
  • Die Steuerungseinheit war eine große Attraktion für die Familie, aber ein unerwarteter Energiefresser: Durch seine zentrale Lage war der Bedienbildschirm des Steuersystems ein beliebter Treffpunkt der Familie. Allerdings wurde die Leistung des Systems dadurch eingeschränkt, dass es im ersten Jahr erst eingefahren werden musste und nicht nur Anpassungen und Veränderungen an den technischen Anlagen vorgenommen wurden, sondern auch die Familie selbst übermäßig oft in die Steuerung eingriff. Der Energiebedarf des Steuersystems wird in Zukunft deutlich sinken und seine Steuerungsfunktionen noch benutzerfreundlicher werden.
  • Das gute Raumklima im Haus überzeugte: Messungen der Raumtemperatur, der Luftfeuchtigkeit und des CO2-Gehalts der Luft zeigten, dass das Raumklima insgesamt den Erwartungen entsprach und von der Familie als angenehm empfunden wurde. Die Durchschnittstemperaturen lagen zwei bis drei Grad über den Berechnungen. Der CO2-Gehalt war in den Räumen mit natürlicher Klimatisierung deutlich geringer als in denen ohne. Das Raumklima in den Zimmern mit natürlicher Klimatisierung wurde von den Familienmitgliedern am angenehmsten empfunden.
  • Hohe Lichtzufuhr aus allen Richtungen wurde von allen Nutzern sehr positiv bewertet: Das viele Tageslicht und die frische Luft im Haus wurden von allen Familienmitgliedern als äußerst positiv empfunden, auch wenn das gelegentliche Überhitzen der Räume durch die nach Süden gelegenen Fenster störte. Ein Großteil der Südfassade des Hauses besteht aus Fensterflächen und die Elemente des Klimatisierungs- und Beschattungssystem waren noch nicht optimal aufeinander abgestimmt, wodurch es teilweise zu Temperaturschwankungen und überhitzten Räumen kam. Das viele durch die Dach- und Fassadenfenster hereinflutende und im Tagesverlauf wechselnde Tageslicht war für Gesundheit und Wohlbefinden der Bewohner extrem wichtig.

Home for Life ist eines von insgesamt sechs Gebäuden, welche die VELUX Gruppe im Rahmen seines Projekts „Model Home 2020“ bauen lässt und die allesamt die bis 2020 in der EU erwarteten gesetzlichen und normativen Anforderungen erfüllen. Treibende Kraft hinter diesem Projekt ist die Vision des sogenannten Aktivhauses, eines Hauses, das niedrigen Energiebedarf mit gutem Raumklima und optimierter Abstimmung auf Lage, Standort und Umwelt kombiniert. Weitere Informationen zu den Ergebnissen des Projekts finden Sie im Internet unter www.activehouse.info.