31
Oktober
2014
|
10:00
Europe/Amsterdam

International Velux Award 2014 entschieden

Vier Studierende der Pekinger Tsinghua Universität gewinnen den ersten Preis des IVA 2014 / Vielzahl der eingereichten Projekte beschäftigen sich mit sozialen und gesellschaftlichen Fragen

 

Mit ihrem siegreichen Projekt „Light, Revitalization“ möchten die vier Pekinger Studenten die Verbindung zur Natur und den 24 Sonnenzyklen in urbanen Lebensräumen wieder herstellen. Die Sonnenzyklen wurden früher als Jahresregeln genutzt, als die Menschen die Tages- und Jahreszeit noch am Stand der Sonne bestimmten. Um die Beziehung zwischen Licht und Zeit darzustellen, wählte das Siegerteam 24 Bereiche in den historischen Wohnvierteln Pekings, den sogenannten Hutongs. Sie werden damit zu Sammlungspunkten des Lichts und des täglichen Lebens der Menschen. „Für uns liegt beim Licht von morgen die Betonung auf der spirituellen Schönheit des Lebens. Wir haben uns also nicht nur mit einer optimierten zukünftigen Nutzung von Licht befasst, sondern vielmehr nach einer neuen Definition des Begriffes Licht gesucht. In unserem Projekt dient Licht als Bühne, auf der wir die tieferen Werte unseres täglichen Lebens überdenken“, erklärt der 22-jährige Leiter des Preisträgerteams Du Dikang.

 

Die Jury lobte das Projekt für seine Reife und die uneingeschränkt plausible und machbare Darstellung, bei der alte chinesische Traditionen mit einer neuen Sicht auf diese Traditionen verbunden werden. Das Schema zeigt ein tiefes Verständnis für die Bedeutung von Tageslicht im städtischen, sozialen und kulturellen Umfeld.

 

Der zweite Preis geht an das Projekt „Morning Glory Cloud“, das von zwei Studenten der Universitäten Hanyang und Hongik im südkoreanischen Seoul entwickelt wurde. Jeabong Jeon und Keunyoung Lim möchten mit Hilfe von Licht und solarer Energie die Grenze der koreanischen Halbinsel in Erinnerung rufen und zugleich dazu anregen, über die Bedeutung von Grenzen und die Hoffnung auf ihr Verschwinden nachzudenken. Mit dem dritten Preis wurde ein vierköpfiges Team der Universität für Architektur, Bauingenieurwesen und Geodäsie im bulgarischen Sofia ausgezeichnet. Mit ihrem Projekt „Light of Hope“ wollen Snezhina Aleksieva, Zhenya Atanasova, Tsevetomira Ivanova und Pavel Tsochev den Millionen von Menschen, die in Flüchtlingslagern rund um den Globus leben, Licht und Hoffnung bringen. Ein mit Lichtpulver behandeltes Netz soll die Flüchtlinge tagsüber vor der Sonne schützen und sie nachts mit Licht versorgen. Zusätzlich vergab die Jury zwei Sonderpreise, beide für chinesische Projekte, sowie sieben Ehrenpreise für Projekte aus Kanada, Italien, Dänemark, Bulgarien und China.

 

„Wir wollen mit der Auszeichnung die Studierenden ermutigen, in Tageslicht mehr als nur ein Design-Feature zu sehen. Es freut uns sehr, dass sich die diesjährigen Siegerprojekte und Ehrenpreise sehr stark mit ernsten, die Welt betreffenden Themen befassen und aufrichtige soziale Verantwortung zeigen“, erklärt Jury-Mitglied und Vertreter der Velux Gruppe Per Arnold Andersen.

 

Die Projekte der Gewinner werden in der Fachzeitschrift Architectural Review vorgestellt und alle eingereichten Arbeiten sind auf der Award-Website iva.velux.com zu sehen.

 

International Velux Award feiert Jubiläum

Seit nunmehr zehn Jahren lobt die Velux Gruppe im zweijährigen Rhythmus den International Velux Award (IVA) aus und möchte die Architekten von morgen dazu anzuregen, zukunftsweisende Ideen im Umgang mit natürlichem Licht zu entwickeln. Dabei ist Tageslicht nicht nur als Design-Komponente zu sehen, sondern vielmehr als ein zentraler und nachhaltiger Faktor, der den menschlichen und natürlichen Bedürfnissen Rechnung trägt – und die steigenden Teilnehmerzahlen zeigen das Interesse, das Architekturstudenten dem Thema entgegenbringen: Nach den bescheidenen Anfängen im Jahr 2004, als 250 Beiträge aus Europa registriert wurden, erlebte der IVA ein kontinuierliches Wachstum und hat sich inzwischen zu einem der weltweit größten Wettbewerbe für Architekturstudenten entwickelt. Insgesamt wurden in den vergangenen zehn Jahren 3959 Einreichungen aus über 60 Ländern registriert. Dabei reichen die Beiträge von städtebaulichen Konzepten bis zu Materialexperimenten und von konkreten Gebäudeentwürfen bis zu spekulativen Ideen, die darauf abzielen, Tageslicht an bislang völlig lichtlose Orte zu bringen.

 

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Die Preisträger des IVA 2014

Gewinner des 1. Preises: Light, Revitalization

Projektbeschreibung

Die Hutongs in Peking erstreckten sich einst bis in die Viertel nahe der Verbotenen Stadt. Die ursprünglichen Viertel werden zunehmend in einheitliche Wohnbebauungen umgewandelt, wobei der Kontakt zur Natur verloren geht. Die Idee des Projekts ist es, die Verbindung zur Natur und zu den 24 Sonnenzyklen wieder herzustellen, die in alter Zeit als Jahresregeln genutzt wurden, als die Menschen noch Zeit und Jahreszeit am Stand der Sonne ablesen konnten. Dazu werden 24 Bereiche in den Hutongs ausgewählt, um die Beziehung zwischen Licht und Zeit darzustellen. Sie werden damit zu Sammlungspunkten des Lichts und des täglichen Lebens der Menschen.

 

Team: Du Dikang (Teamleitung), Li Le, Zhou Yujing, Ma Yao

Universität Tsinghua, Peking, China

Dozenten: Xin Thang, Rong Zhou

 

„Der moderne Mensch betrachtet Licht als etwas so Einfaches wie fließendes Wasser. Er hat vergessen, dass Licht existiert, genauso wie er vergisst, dass die Natur existiert. Mit dieser Einsicht wollten wir die Erinnerung des Menschen an Licht und Natur wachrufen. Diese Revitalisierung kann als eine Verbindung von Licht und täglichem Leben gesehen werden”
– Du Dikang, Teamleitung


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Gewinner des 2. Preises: Morning Glory Cloud

Projektbeschreibung

Das Projekt befasst sich mit der Frage, wie Tageslicht zur Wiedervereinigung von Korea beitragen kann. Das Entwurfskonzept einer architektonischen Grenze wurde inspiriert von der „Morning Glory Coud“, einem seltenen meteorologischen Phänomen, das bisweilen morgens für einige Augenblicke zu beobachten ist. Das Projekt versinnbildlicht, wie warme, aus Ballons bestehende Module, aufgeheizt von der Sonne, in den Himmel steigen und beim Sonnenaufgang ihre Schatten werfen. Wenn die Sonne dann untergegangen ist, werden sie – aufgeladen von der Sonne während des Tages – zurück auf den Boden geholt, um mit ihnen die Umgebung zu illuminieren. Die dabei erzeugten Licht- und Schatteneffekte fungieren als neue Grenze, die uns dazu anregt, über die Bedeutung von Grenzen und die Hoffnung auf ihr Verschwinden nachzudenken.

 

Team: Jeabong Jeon (Teamleitung), Keunyoung Lim

Universität Hanyang / Universität Hongik, Republik Korea

Dozent: Heejune Whang

 

„Wir als menschliche Wesen leben in Abhängigkeit von der potenziellen Kraft des Übernatürlichen. Als wir dem Bild der „Morning Glory Cloud“ begegneten, so wie es am Morgen kurz auftaucht und dann verschwindet, kamen wir auf den Gedanken, dass dieses Phänomen etwas mit unserem Entwurfskonzept zu tun hat. Darüber hinaus sind die physikalischen Aspekte der Wolke, mit ihren Partikeln und Strukturen, faszinierende Elemente, die sich in Form architektonischer Ideen interpretieren lassen“

– Jeabon Jeon, Teamleitung


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Gewinner des 3. Preises: Light of Hope

Projektbeschreibung

Weltweit leben mindestens 35 Mio. Menschen zeitweise oder dauerhaft als Flüchtlinge im Exil. Die Idee des Projekts ist es, durch die Nutzung von natürlichem Licht Sicherheit und Schönheit in das Leben dieser unglücklichen Menschen im Flüchtlingslager zu bringen: Dazu soll ein leichtes, mit Lichtpulver bestrichenes Netz dienen, das tagsüber von der Sonne aufgeladen wird und in der Nacht leuchtet. Während des Tages bietet das Netz zudem Schutz vor starkem Sonnenlicht.

 

Team: Snezhina Aleksieva (Teamleitung), Zhenya Atanasova, Tsvetomira Ivanova, Pavel Tsochev

Universität für Architektur, Bauingenieurwesen und Geodäsie, Sofia, Bulgarien

Dozent: Plamen Bratkov

 

„Die Idee hat unser Team zusammengebracht. Das Konzept, das Leben von Flüchtlingen durch Licht zu verbessern, war keine nachträgliche Begründung, sondern der Antrieb für das Projekt. Mit der Krise in Syrien gibt es heute mehr Flüchtlinge als je zuvor seit 1994 und viele Menschen leben in Kriegsgebieten unter unzureichenden Bedingungen. Unsere Idee ist es einfach, an diese 35 Mio. unglücklicher Menschen zu denken, ihre Lebensumstände zu betrachten, zu sehen, wie sie Tag für Tag ihr Leben bestreiten müssen und schließlich Lösungen zu finden, um ihnen zu helfen“

– Snezhina Aleksieva, Teamleitung