15
August
2012
|
18:55
Europe/Amsterdam

„Kirchenneubau in Platendorf“ gewinnt VELUX Architekten-Wettbewerb 2012

 

Das Gewinnerprojekt des diesjährigen VELUX Architekten-Wettbewerb konnte bereits in der ersten Wettbewerbsphase eine unabhängige Jury überzeugen, der neben dem Jury-Vorsitzenden Peter Brückner (Brückner & Brückner Architekten) auch Vorjahressieger Dietmar Wintschnig (AG horizont) sowie Ulrike Brandi (ULRIKE BRANDI LICHT), Claus-Peter Haller (Chefredakteur „house and more“), Meike Weber (Chefredakteurin „DETAIL transfer“), Dr. Ansgar Steinhausen (Ressortleiter Architektur „HÄUSER“) und Christian Krüger (Leiter Architektur-Planung VELUX Deutschland GmbH) angehörten. Aus 58 Einreichungen hatten die Jurymitglieder den Kirchenneubau in Platendorf gemeinsam mit vier weiteren Projekten für die Wahl durch die mehr als zwei Millionen Leser des Bauherrenmagazins „house and more“ nominiert.

 

Bei dieser Abstimmung entschied sich fast ein Drittel der Teilnehmer für Ulrich Arndt und sein mit geringem Budget aus Spenden realisiertes Projekt. Lichtschlitze in dem aus einer massiven Brettstapelplatte bestehenden Dach der schlichten Kirche filtern das durch Dachfenster einfallende Tageslicht und erzeugen eine stimmungsvolle, sakrale Ästhetik im Gottesdienstraum. „Dem Gewinner ist bei dieser speziellen Bauaufgabe eines Kirchenraums eine hervorragende Umsetzung des Wettbewerbsthemas gelungen“, würdigt Dr. Sebastian Dresse, Geschäftsführer der VELUX Deutschland GmbH, den Sieger des diesjährigen VELUX Architekten-Wettbewerb. Neben dem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro erhält Ulrich Arndt vor allem Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit: Das Gewinnerprojekt wird das zentrale Motiv einer Anzeigenkampagne von VELUX in der Architektur-Fachpresse.

Auf den zweiten Platz des diesjährigen VELUX Architekten-Wettbewerbs wählten die house and more-Leser das Projekt „Dachstudio Hamburg“ von DODK, das zeigt, wie im Dachgeschoss eines Reihenhauses aus den 1970er-Jahren eine außerordentliche Raum- und Wohnqualität entstehen kann. Platz drei geht an Franke Seiffert Architekten, die beim Neubau des „Katholischen Kinderhauses Sankt Martin“ das zentrale Foyer in einen lichtdurchfluteten Raum verwandelten. Die beiden Büros können sich über Preisgelder in Höhe von jeweils 3.000 Euro beziehungsweise 2.000 Euro freuen.

Zum ersten Mal vergab die Jury in diesem Jahr einen mit 5.000 Euro dotierten Innovationspreis für Modernisierungsprojekte im Wohnungsbau. Die Wahl fiel auf Unterlandstättner Architekten mit ihrem Projekt „Villa in München-Solln“. Die Sanierung der denkmalgeschützten Villa von 1902 zeigt nach Ansicht der Jury, dass sensible und zugleich innovative Modernisierungen möglich sind, ohne den historischen Charakter eines Gebäudes mit wertvoller Architektur zu verändern.

„Der Umbau und die Sanierung von unterschiedlichsten Gebäuden bis hin zu hochkarätigen, denkmalpflegerischen Lösungen spielen eine immer größere Rolle und die stetig wachsende Zahl der Teilnehmer zeigt, wie wichtig es ist, diesen besonderen Preis auszuloben“, erklärt Jury-Vorsitzender Peter Brückner. „Diese Würdigung ist für Bauherren, Hersteller, Architekten und natürlich das Gebäude eine große Auszeichnung und ist zugleich Ansporn für alle, auch zukünftig qualitativ hochwertige, innovative, sensible und atmosphärisch einzigartige Projekte durch neues Tageslicht einem positiven Raumwandel  zuzuführen.“

Um auch junge Architekturbüros und junge freischaffende Architekten zu unterstützen, vergab die Jury des VELUX Architekten-Wettbewerb zum dritten Mal den mit 1.000 Euro dotierten Newcomer-Sonderpreis. Diesen gewannen RKA Architekten mit ihrem Projekt „Leuben lebt“. Die Sanierung einer alten Scheune aus dem 18. Jahrhundert und deren Umbau zum Gemeindesaal überzeugte die Jury mit der Idee, eine Reihe Dachfenster über der Balkenlage in der Dachschräge zu platzieren und dadurch eine gute und gleichmäßige Lichtsituation zu schaffen.

Der VELUX Architekten-Wettbewerb honoriert seit 2005 Architekten, die sich mit innovativen Entwürfen um die Zukunft des Bauens und Wohnens verdient machen. Besonderer Fokus liegt auf einem kreativen Umgang mit den Themen Licht und Luft. „Die Vielzahl der eingereichten Arbeiten und das hohe Niveau der Beiträge belegen das Renommee des in diesem Jahr bereits zum siebten Mal vergebenen Preises“, freut sich VELUX Geschäftsführer Dr. Sebastian Dresse. 

Alle nominierten und ausgezeichneten Projekte werden in einer Dokumentationsbroschüre umfassend vorgestellt, die dem Architekturfachmagazin „DETAIL“ beigelegt wird. Darüber hinaus wird das Gewinnerobjekt des Innovationspreises Modernisieren „Villa in München-Solln“ vom Architekturmagazin „HÄUSER“ ausführlich dokumentiert.

 

Die Preisträger des VELUX Architekten-Wettbewerb 2012im Überblick:

Platz 1: Kirche in Platendorf,
Ulrich Arndt, Freischaffender Architekt, Berlin

Der Kirchenneubau in Platendorf mit Gottesdienstraum für 120 Personen, Baptisterium, Erweiterungsraum und Foyer wurde von dem Architekten Ulrich Arndt aus Berlin mit geringem Budget aus Spenden realisiert. Für die Außenhaut wurde eine hell verputzte Fassade und Zinkblechdeckung gewählt. Das Dach der schlichten Kirche besteht aus einer massiven Brettstapelplatte, die sich im Bereich des Gottesdienstsaals zu einer Satteldachform auffaltet. Diese schräg gefalteten Platten enthalten acht lamellenähnliche, licht- und luftdurchlässige Zonen, hinter denen Dachfenster in der Oberseite der Platte sitzen. Durch die entstehenden Lichtschlitze fällt das Tageslicht in den Gottesdienstraum. Die Dachfenster sind elektrisch betrieben und auf der Südseite mit Hitzeschutz-Markisen ausgerüstet.

 

Platz 2 Katholisches Kinderhaus Sankt Martin,
Franke Seiffert Architekten, Stuttgart

Der Neubau des Katholischen Kinderhauses Sankt Martin in Tübingen-Hirschau von Franke Seiffert Architekten aus Stuttgart folgt in seinen Grundrissen einer dreieckigen Grundstücksform. Mit seiner markanten Kubatur interpretiert das Gebäude den Satteldachtypus der Nachbarbebauung neu. Die Grundrissform, das ansteigende Dach und die Lufträume schaffen unterschiedliche Raumproportionen mit Ein-, Durch- und Ausblicken. Eine Vielzahl von Dachfenstern verwandelt das zentrale Foyer in einen lichtdurchfluteten Raum. Dabei inszeniert der Lichteinfall die differenzierten Raumgeometrien. Das energetische Konzept des Gebäudes steht für einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie und Umwelt. Es stützt sich auf natürliche Belüftung aller Räume und einen hohen Grad an Tageslichtnutzung sowie hohe thermische Speichermassen zur Erzielung eines angenehmen Raumklimas, energieeffiziente Wärmeerzeugung mittels eines Gas-Brennwertkessels und einen hohen Dämmstandard.

 

Platz 3: Dachstudio Hamburg,
DODK, Berlin

Das Dachgeschoss eines Reihenhauses in Hamburg aus den 1970er-Jahren wurde von DODK energetisch saniert, modernisiert und zu einem lichtdurchfluteten Studio mit Galerie umgebaut. Indem der Dachraum durch einen Luftraum mit dem ehemaligen Spitzboden verbunden wurde, entstanden spannende Raumgeometrien und Blickbeziehungen. Eine neue Galerieebene dient nun als Rückzugsbereich. Die freiliegenden Kehlbalkenpaare werden als Gestaltungselemente genutzt und strukturieren den fast fünf Meter hohen Raum. Der Raumcharakter wird maßgeblich durch den Einfall von Tageslicht durch Dachfenster zu beiden Seiten des Satteldachs bestimmt. Das Lichtkonzept wird durch künstliche Beleuchtung in Lichtvouten im First und zwischen den Kehlbalken vervollständigt. Ein Farbkonzept von leuchtend gelbgrünen Lackoberflächen verbindet Elemente wie Brüstungen und Schiebepaneele zu einem eingestellten architektonischen Körper.

 

Sonderpreis Newcomer: Leuben lebt,
RKA Architekten, Dresden

Eine auf dem Pfarrhof der Himmelfahrtskirche in Dresden-Leuben gelegene alte Scheune aus dem 18. Jahrhundert wurde von RKA Architekten saniert und zum Gemeindesaal umgebaut. Dabei wurde Wert auf die Materialität der Oberflächen, wie beispielsweise einen groben, erdfarbenen Kieselwurfputz, und ein stimmiges Lichtkonzept gelegt. Im Zuge der Sanierung wurde die Decke angehoben, das alte Holzgebälk der Scheune blieb erhalten. Fünf Dachfenster über der alten Balkenlage sorgen für ausreichend Tageslicht in der vormals dunklen Scheune und bilden zusammen mit der alten Toröffnung eine asymmetrische Belichtungssituation und damit einen Kontrast zum symmetrischen Dachgebälk. Zusätzlich dienen die Dachfenster der Belüftung. Die Fenster sind elektrisch zu bedienen und können im Sommer verdunkelt werden.

 

Innovationspreis Modernisieren: „Villa in München-Solln“,
Unterlandstättner Architekten, München

Die denkmalgeschützte Villa von 1902 in München wurde nach mehrfachen Umbauten in den vorangegangenen Jahrzehnten von Unterlandstättner Architekten wieder ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild entsprechend rückgebaut. Die Fassade wurde denkmalgerecht restauriert und die Raumstruktur auf die Bedürfnisse einer Familie angepasst. Im Obergeschoss wurde die Decke über den Kinderzimmern zum ehemaligen Speicher hin geöffnet, sodass jedes Zimmer eine offene Galerie erhält. Eine Kombination aus Schrank und Treppe dient der Erschließung der Galerie und ist zugleich Stauraum und Geländer. In jedem Zimmer liegen nun die Dachfenster auf der Galerieebene, die Treppen in den Einbaumöbeln und die Gaubenfenster in einer Achse. Das ermöglicht sowohl die Sichtbeziehung zwischen den Etagen als auch die direkte Belichtung der Kinderzimmer von der Ost- und Westseite. Dadurch entsteht eine individuelle und gleichzeitig dem Sonnenverlauf folgende Belichtung.