20
Juni
2012
|
14:37
Europe/Amsterdam

Methodik einer Ökobilanz

Informationen zur Vorgehensweise

Eine Ökobilanz analysiert den Lebensweg eines Produkts, das eine oder mehrere Funktionen ausführt. Dazu betrachtet man die Lebensstadien Rohstoffgewinnung, Herstellung, Verarbeitung und Transport, ggf. auch Gebrauch, Nachnutzung und Entsorgung. Unterschieden wird u.a. zwischen sogenannten „Cradle to Grave“ Betrachtungen, bei denen der gesamte Lebenszyklus eines Produkts untersucht wird und „Cradle to Gate“ Betrachtungen, bei denen nur die Herstellung des Produkts (bis zum Werkstor des Herstellers) Gegenstand der Untersuchung ist.

Gemäß ISO 14040 umfasst eine Ökobilanzierung vier Teile: Festlegung von Ziel und Untersuchungsrahmen, Sachbilanz, Wirkungsbilanz und Auswertung. Für die Ökobilanzierung von Gebäuden sind darüber hinaus weitere Festlegungen von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) definiert worden, die eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Gebäude gewährleisten. Dazu gehören u.a. die anzusetzende Nutzungsdauer des Gebäudes (50 Jahre), die einzubeziehenden Bauteile und die zu verwendende Datengrundlage.

 

Ziel und Untersuchungsrahmen

Zunächst werden das zu untersuchende Produkt und seine Funktion beschrieben (funktionelle Einheit). Über die Festlegung der Systemgrenze wird beschrieben, welche Prozessmodule zum Lebensweg des Produkts gehören bzw. welche nicht betrachtet werden. Für Gebäude erfolgt die Betrachtung über die gesamte Konstruktion (Herstellung, Instandhaltung, Entsorgung) und den Betrieb, die Ergebnisse werden auf einen Quadratmeter Nettogrundfläche normiert. Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) hat für Gebäude ein sogenanntes vereinfachtes Verfahren beschrieben. Dabei werden die Regelaufbauten von Außenwänden inklusive Fenster und Türen, Dächern, Geschossdecken, Fundamenten und Bodenplatten, Innenwänden und -türen sowie die Wärmeerzeugungsanlage in der Bilanz berücksichtigt. Anschlussdetails und haustechnische Komponenten (außer dem Wärmeerzeuger) werden nicht berücksichtigt. Um diese Vereinfachung dennoch in der Bilanz abbilden zu können, wird pauschal ein Aufschlag von 10% auf die Ergebnisse gegeben.

 

Sachbilanz

In der Sachbilanz werden die für das Produktsystem relevanten Stoff- und Energieumwandlungsprozesse unter Berücksichtigung der Systemgrenze und der Abschneidekriterien erfasst und quantifiziert. Einbezogen werden Energie-, Rohstoff- und Betriebsstoffinputs, Produkte, Koppelprodukte und Abfälle sowie Emissionen in Luft, Wasser und Boden. Bei Gebäuden können die benötigten Informationen aus der vorhandenen Planung entnommen werden. Der berechnete Energiebedarf in der Nutzungsphase wird aus der EnEV-Berechnung übernommen. Hier ist auch ein Großteil der Regelaufbauten der Bauteile enthalten. Zu beachten ist, dass die DGNB eine Berechnung des Energiebedarfs in der Nutzungsphase nach DIN V 18599 verlangt.

 

Wirkungsabschätzung

In der Wirkungsabschätzung wird der Beitrag der Sachbilanzergebnisse zu bestimmten potentiellen Umweltwirkungen ermittelt. Zu diesem Zweck werden die Ergebnisse der Sachbilanz üblicherweise mit einer (oder mehreren) Wirkungskategorien verknüpft. Wirkungskategorien beschreiben jeweils eine bestimmte potentielle Umweltwirkung (z.B. Treibhauspotenzial) und werden mittels eines Stoffäquivalents (z.B. CO2-Äquivalent) dargestellt. Alle Stoffströme der Sachbilanz mit einem Beitrag zu einer bestimmten Wirkungskategorie (z.B. dem Treibhauseffekt) werden mittels festgelegter Charakterisierungsfaktoren in das jeweilige Stoffäquivalent umgerechnet und zusammengefasst. Auf diese Weise werden hunderte Emissionen mit wenigen potentiellen Umweltwirkungen beschrieben.

 

Auswertung

Auf Basis der Ergebnisse der Sachbilanz und der Wirkungsabschätzung erfolgt die Auswertung. Die Auswertung interpretiert entsprechend des gewählten Ziels und Untersuchungsrahmens die Ergebnisse der Ökobilanz. Aus den Ergebnissen werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Optimierung der Planung abgeleitet, diese werden in einem Bericht dargestellt.